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5.51 Franken ist durchschnittlicher Importpreis für einen Liter natives Olivenöl



Wer eben gerade die Zahl 5.51 gelesen hat und sich fragt, ob der Autor womöglich einem Irrtum erliegt, liegt falsch. Dieser Betrag errechnet sich mit Leichtigkeit aus den Zahlen der von der Eidgenössischen Zollverwaltung EZV zur Verfügung gestellten Olivenölimportstatistik, welche die Jahre 2014 bis 2018 abbildet. 

Diese Statistik des Bundes zeigt auf, dass natives (sprich naturbelassenes, rein mit mechanischen Hilfsmitteln gewonnenes) Olivenöl von Schweizer Händlern unter dem Strich zu einem sehr tiefen Preis eingekauft wird. Weil sich allerdings alle in der Aussenhandelsstatistik der EZV ausgewiesenen Werte auf den fakturierten Preis der Ware franko Schweizer Grenze beziehen, was nichts anderes heisst, als dass allfällige Transport- und Versicherungskosten im genannten Betrag enthalten sind, ist davon auszugehen, dass die tatsächlichen Einkaufspreise für einen Liter Olivenöl gar etwas tiefer liegen. 

Es scheint mir wichtig, an dieser Stelle nochmals darauf hinzuweisen, dass die Importe von raffinierten Olivenölen, die üblicherweise niedrigpreisig sind, bei der Errechnung des Betrages von CHF 5.51 nicht berücksichtigt wurden. Schenkt man zudem der Tatsache Beachtung, dass die absolute Mehrheit der in der Schweiz verkauften und konsumierten Olivenöle als "nativ extra" ausgegeben werden, kann man angesichts der Preislage einiger angebotener Olivenöle durchaus ins Grübeln kommen.

Nun können Sie, falls Sie geschätzter Kunde von uns sind, uns aufgrund dieses Ihnen nun bekannten Durchschnittsliterpreises für importiertes Olivenöl vorwerfen, wir würden Sie mit masslos überteuerten Produkten abziehen.  An Ihrer Stelle würde ich zunächst wohl ähnlich denken. Ich kann Sie an dieser Stelle aber beruhigen. Wir kennen kein einziges von uns geführtes Produkt, welches wir je zu einem solch niedrigen Preis eingekauft hätten. Nein, sehr gute Olivenöle kosten ab Hof - je nach Region - gut und gerne 15 Euro pro Halbliter und mehr. Überzeugen Sie sich beispielsweise auf der Website von Domaine La Magnanerie davon. 

Margen sind oft bei Billigprodukten hoch

Mit der Anwendung von Deduktion ist es ein Leichtes, drauf zu kommen, dass ein beträchtlicher Teil des importierten Olivenöls günstiger sein muss, als der errechnete Durchschnittsliterpreis von 5.51 Franken. Es ist mir hinlänglich bekannt, dass es Händler gibt, die für den abgefüllten Liter Olivenöl, etikettiert als extra vergine, geliefert und verzollt weniger als € 4.50 bezahlen. In Zeiten der aggressiven Exportpolitik Spaniens, in welcher der Literpreis für Grossmengen (extra vergine, offen, ab Tank) € 2.29 (Stand 31.01.2019) beträgt, wird entsprechend noch günstiger eingekauft. 

Entsprechend gross sind auf diesen Produkten die Handelsspannen der Detailhändler. An  einem Liter klassischen Supermarktolivenöls, das zu handelsüblichen Konditionen von einer Grossabfüllerei gekauft wird, können gut und gerne 8.83 Franken verdient werden.  

Die folgende fiktive Kalkulation, die jedoch nicht jeglicher Realität entbehrt, wie es mir womöglich einige Marktteilnehmer vorzuwerfen versuchen werden, zeigt, wie sich der Verkaufspreis eines Liters "Extra Vergine" von der Produktion bis zum Laden zusammensetzen kann.




Es liegt auf der Hand: Während die Bauern von den Ölmühlen für ihre faulen und modrigen Oliven keinen anständigen Preis mehr kriegen, verlangen Detailhändler für die aus des Bauern Oliven gewonnenen, qualitativ minderwertigen Olivenöle unverschämt hohe Preise. Von 1 Franken total generierter Marge (vom Produzenten bis zum Händler), nehmen die Lebensmitteleinzelhändler nicht selten 90 und mehr Rappen (rechnen Sie's anhand des obigen Beispiels nach) . Sie betreiben damit klassische Ausbeutung. Lebensmitteleinzelhändler - es gibt zwar löbliche Ausnahmen - vernichten nachhaltig Wert und Kultur. 

Vertrauenssache

Der Olivenölkauf ist mehr denn je Vertrauenssache.  Man sollte dabei stets den Verstand walten und aber auch das Herz mitsprechen lassen.  Mit unserem durchschnittlichen Konsum von knapp zwei Litern pro Jahr können wir es uns leisten, für ehrlich produzierte Ware gutes Geld zu bezahlen. Geld, das allen ein Auskommen beschert, dem Landwirten, dem Müllner, dem Abfüller und dem Händler. Das gibt doch wahrlich ein gutes Gefühl.



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